“5Tage, 500km, 5000hm“ – schöner geht’s nimma

Bericht über eine Durchquerung Österreichs von Norden nach Süden Wir sind auf Urlaub im meinem geliebten Lungau. Eine Woche habe ich danach noch zur freien Verfügung. Im Lungau ist es von den Temperaturen her angenehm, aber sonst hat es 35° und mehr….Eine Radtour quer durch Österreich ???. Der Wetterbericht hat einen Temperatursturz um 10-15 Grad und etwas wechselhaftes Wetter angesagt. Für eine längere Radtour gar nicht so schlecht. Etwas wetterfest sollte man in Österreich immer sein. Und Österreich mit dem Rad zu durchqueren hat einen besonderen Reiz…

 

Die Tourdaten im Überblick

 

Region

Radweg

Gewässer

Gebirge

Höhepunkte

Tag 1

Waldviertel

Waldviertelbahn-radweg

Lainsitz

Waldviertel, Tischberg

Nördlichster Punkt Österreichs, Weitra

Tag 2

Mühlviertel,

Ennstal

Individuell, Ennsradweg

Aist, Donau, Enns

Mühlviertel

Tischberg, Landschaft entlang der Aist, Enns, Steyr

Tag 3

Steyrtal, Windischgarsten

Steyrtal, Teichltal, Pießling Ursprung

Steyr, Pießling

SengsengebirgeBosruck, Warscheneck

Steyrdurchbruch, Stausee Klaus, Villa Bergzauber

Tag 4

Paltenbachtal Liesingtal, Murtal

Rastlandradweg, Murradweg

Paltenbach, Liesing, Mur

Rottenmanner-, Triebener Tauern

Rundum Berge beim Frühstück in der Villa, der unbekannte Radweg, Mautern

Tag 5

Lavanttal, Drautal, Jauntal

Obdacher Sattel, Lavanttalradweg, Drauradweg

 Lavant, Drau

Seetaler Alpen, Saualpe, Koralpe, Petzen

Talübergang Lavant, Radhängebrücke

Zusatz

Bad Eisenkappl

R1E

Vellach

Hochobir

Trögener Klamm

 
 
Tag 0: Mit dem Auto zum Endpunkt der Reise, mit dem Rad nach Klagenfurt und mit der Bahn nach Wien
Das Auto wird bei einem Weingut in Sittersdorf nahe Bad Eisenkappl im südlichsten Teil Kärntens geparkt (vom Lungau aus in 1 ½ Stunden erreichbar). Dann geht es mit dem Rad bei 35° nach Klagenfurt (ca. 35 Radkilometer) und mit der Bahn nach Wien (Übernachtung bei Freunden in Wien…).

 

Tag 1: Litschau bis Bad Großpertholz (ca. 75 km, 950 hm)
In der Früh starten wir in Wien und fahren schnell zum Franz Josephs Bahnhof um nach Gmünd zu kommen. Der gewählte Zug fährt wegen eines technischen Problems nicht, der nächste Zug erst eine Stunde später. Nach Haugschlag bei Litschau bringt uns ein Taxi (die Waldviertelbahn nach Litschau haben wir durch die Verspätung versäumt…). Um 12:30 kann das Abenteuer dann endlich beginnen. 
Wir radeln zum nördlichsten Punkt Österreichs beim Weiler Rottal und von dort über Josefsthal zurück nach Litschau (Nebenstraßen). Die Abkühlung im Herrensee ist bei 18° Außentemperatur nicht unbedingt notwendig, aber im Wasser ist es wärmer als im Freien. Und der Waldviertler Karpfen im Gasthaus am unteren Hauptplatz gehört wie das Schwimmen im Herrensee einfach zum Pflichtprogramm. 
Da der Radtag erst zu Mittag begonnen hat, fahren wir bis Alt-Nagelberg auf der Landesstraße. In Alt-Nagelberg zweigen wir auf Feld- und Radwege ab, um über die Blockheide Gmünd zu erreichen. Über eine Mischung aus selbstgewählten Wegen und dem Waldviertelbahn Radweg geht es dann weiter bis zur Braustadt Weitra. Ein Bier in dieser historischen Stadt ist ein MUSS, noch dazu wo an diesem Tag ein Oldtimertreffen auf dem Hauptplatz stattfindet. 
Über den Waldviertelradweg mit einem Abstecher zu einem Badesee nahe St.Martin beenden wir den Tag bei einem Wirtshaus in Bad Großpertholz (zum Füße vertreten gehen wir noch zum Liebfrauensitz oberhalb der Ortschaft).
PS: der Pertholzer Hofladen ist (fast) immer offen und einen Besuch wert.
Tag 3: Steyr bis Roßleithen, nahe Windischgarsten (75 km, 1100hm)
Die Orientierung sollte ab sofort einfacher werden. Wir fahren auf dem Steyrtalradweg bzw. Varianten davon weiter Richtung Süden. Einfacher wird der Weg aber trotzdem nicht. Dazu regnet es in Früh noch sporadisch… Nach einem Rundgang in Steyr besuchen wir noch den höchsten Punkt des Bezirks Steyr Stadt (ich sammle Bezirkssummits, aber das ist eine andere Geschichte…) und die Pfarrkirche Christkindl. 
Das Steyrtal flussaufwärts geht vom Alpenvorland im Laufe der Zeit in das Gebirge über. Verbunden mit dem sehr schluchtartigen Charakter des Tales (mit vielen wunderbaren Ausblicken) ist aber auch eine Vielzahl an Auf- und Ab Passagen zu bewältigen, die sich im Laufe des Tages zu mehr als 1000 hm summieren. 
Höhepunkte sind die vielen alten eisenverarbeitenden Betriebe im Bereich von Steinbach an der Steyr (Museum in Steinbach), der Steyr Durchbruch südlich von Molln (incl. Jugendstilkraftwerk), der Steyr Stausee bei Klaus (Baden und Bootfahren) und das Tal im Bereich von Windischgarsten. 
Nach zahlreichen längern und kürzeren Stops mit Besichtigen und Baden sind wir am Abend an einem besonderen Platz zum Übernachten gelandet. Die Villa Bergzauber in Rossleithen wurde vor ca. 120 Jahren von einem schwarzen Grafen erbaut (so nannte man die Hammerherren zu dieser Zeit). Sie ist vor einigen Jahren renoviert worden und wird jetzt als Hotel und Hochzeitsvilla betrieben.
Tag 2: Bad Großpertholz bis Steyr (ca. 110 km, 1100 hm)
Der erste „richtige“ Radtag beginnt mit Waldviertler Hügeln. Über den Naturpark Nordwald erreichen wir Karlstift. Ein Abstecher auf den Tischberg von Karlstift aus war unbedingt notwendig (mit 1061m erreichen wir den höchsten Punkt des Waldviertles und der gesamten Reise…). 
Durch das Waldviertel und das Mühlviertel Richtung Donau gibt es keine „einfachen“ Wege. Ich habe mich entschieden einen individuellen Weg durch das weitverzweigte Tal der Aist zu verfolgen (mit unterschiedlichsten Wegqualitäten). 
Die Quellbäche der Aist beginnen bereits an der Grenze zum Waldviertel. Nach einigen Kilometern auf der Bundesstraße von Karlstift Richtung Freistadt (wir sind schon in Oberösterreich) sind wir bei Schönberg Richtung schwarzer Aist abgebogen. Viele Forstwege und eine sehr ursprüngliche Landschaft begegnen uns (wunderschööööön). 
Bei Harrachstal wechseln wir zum Stampfenbach in das Einzugsgebiet der Waldaist (Bergwertung, Landstrasse). Die ersten 5 km verfolgen wir ab Amesreith auf unbefestigten Wegen das Tal des Stampfenbaches. Nach den ersten Siedlungen ist der Weg dann auch befestigt. Den Stampfenbach entlang rollen wir bergab zur Waldaist bis zu einer verspäteten Mittagspause unterhalb der Ruine Reichenstein (Genuss pur !!). Bei Hohensteg vereinigen sich Waldaist und Feldaist zur Aist, die wir dann weiter Richtung Schwertberg fahren (Landesstraße). Wir haben das Mühlviertel von seiner schönsten Seite gesehen…… 
In Schwertberg verläßt die Aist das hügelige Terrain des Mühlviertels und geht in das Donautal über. Ein Radweg entlang der Aist führt uns zum Donauradweg und zur Brücke bei Mauthausen. Über den Ennsradweg erreichen wir am Abend Steyr.
Tag 5: Fisching bis Sittersdorf (120 km, 850 hm)
Bei perfektem Radwetter (wie auch schon am Tag zuvor) überqueren wir den Obdacher Sattel (fast 960m) und erreichen den Lavanttalradweg. Vorbei an St.Leonhard müssen wir zwischen Twimberg und Frantschach auf die Bundesstrasse. Dort ist kein Platz für einen Radweg, aber auch kein Verkehr. Eine längere Pause machen wir dann in der Bezirksstadt Wolfsberg und kurz danach beim Badesee in St. Andrä. 
Am Benediktinerstift St.Paul vorbei erreichen wir am frühen Nachmittag Lavamünd. Dort endet der Lavanttalradweg und das Ziel ist nicht mehr fern. 
Der Lavanttalradweg erweist sich als wunderschöner Radweg, der aus der Enge der Berge nach Wolfsberg in ein breites Tal übergeht. Die Koralm im Osten ist immer im Blickfeld, im Süden erahnt man schon das Drautal und das nahende Ziel. Bis zum Ende sind aber noch einige Höhenmeter und fast 40 km zu absolvieren. Wir sind in Lavamünd am tiefsten Punkt unserer Reise angelangt.(350m). 
Besonderes Highlight in diesem Abschnitt ist die Hängebrücke Santa Lucia (nahe der Jauntalbrücke), die in 60m Höhe die Feistritz als Radbrücke überquert. Auf Nebenwegen und untergeordneten Radwegen vorbei an Globasnitz und dem Hemmaberg (Wallfahrtsort und keltisches Heiligtum mit Ausgrabungen) erreichen wir am Abend unser Auto auf dem Weingut in Sittersdorf. 
Wir verbringen noch einen langen Abend mit unserer Gastgeberin beim Verkosten der Kärntner Weine.
Tag 4: Roßleithen bis Fisching bei Judenburg (110 km, 850 hm)
Ein Frühstück bei Sonnenschein an diesem Ort, mit diesem Ausblick. Besser kann ein Radtag nicht beginnen.
Über den Phyrnpass führt nur eine viel befahrene Bundesstrasse, es gibt für Radfahrer keine Möglichkeit zur Umfahrung. Deshalb haben wir für diesen Teil (15 km) den Zug durch den Bosrucktunnel ins Ennstal (Selzthal) gewählt.
Hier beginnt der Rastlandradweg, der das Ennstal mit dem Murtal verbindet. Über Rottenmann, Trieben und einem Badestopp in Gaishorn am See erreichen wir den Schoberpass. Ab dort geht es das Liesingtal bergab nach St.Michael im Murtal. Kalwang und Mautern sind Orte, die zu einer Pause einladen.
Im Murtal haben wir noch 40 km flussaufwärts im recht flachen Talboden bis zum Etappenziel in Fisching vor uns. 
Eingentlich wollten wir noch bis Obdach weiterfahren (ca- 15-20 km), aber an diesem Tag haben wir den Personalmangel im Gastronomiebereich hautnah miterlebt. Wir haben nach etlichen Recherchen in Obdach kein Gasthaus gefunden, bei dem wir Übernachten und Abendessen konnten (es war ein Dienstag im August). 
Die Alternative in Fisching war aber auch nicht zu verachten, eine Hütte auf einem Campingplatz mit Restaurant (und Schwimmteich !!).
Zusatztag: Runde nach Bad Eisenkappl (60 km, 750 hm)
An diesem Tag wollen wir die südlichste Ortschaft Österreichs erreichen. Bad Eisenkappl ist weniger als 10 km entfernt. Also nur ein Katzensprung. Der Weg dorthin führt über einen Radweg durch einen klammartigen wundeschönen Abschnitt neben der Vellach.
Anmerkung: Der südlichste Punkt Östereichs (Sanntaler Sattel) ist von Eisenkappl ca. 10 km entfernt, hätte aber einen Aufstieg ins Gebirge auf ca.2000m bedeutet. Das haben wir uns erspart.
Dafür haben wir einen Ausflug von Eisenkappl zur Trögener Klamm unternommen. Sie kann bis zum Ende mit dem Rad durchfahren werden und bei normalem Wasserstand im Bachbett durchwandert werden. Unbedingt anschauen.